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Gründungsjahre
Am 5. Juli 1892 setzten sich im vornehmen Hotel „Wiener Hof" dreizehn radsportbegeisterte junge Leute zusammen, um einen Radsportverein zu gründen. Es waren Fritz Breuss, Gustav Eschemann, Theodor Gehrz, Peter Joseph Happ, Louis Hess, Andreas Klapp, Fritz König, Karl Liebing, Karl Redecker, August Seegers, Adolf Schecka, Adolf Schnackenberg und Fritz Scholle, die Gründer unseres Clubs.
Nur gut gestellte Leute konnten sich damals ein Fahrrad leisten. Da diese überwiegend dem kaufmännischen Beruf angehörten, gaben sie dem Verein den Namen „Merkur". Das ist der lateinische Name des römischen Gottes des Handels, Hermes. Symbolisch wird er mit Flügeln an den Füßen dargestellt. Und auch im Wappen unseres Clubs findet sich ein Flügel wieder, der aus den Speichen eines Rades herauszuwachsen scheint. Gott Merkur hat unseren Verein und seinen Mitgliedern in seiner über 100jährigen Geschichte zu manch großer Leistung beflügelt. . . .
Die 13 Gründer schlossen sich zusammen, um auf ihren Hochrädern, man nannte sie damals „Veloziped", das Wanderfahren zu pflegen und auch erste Rennen zu fahren. Später führten sie auf Niederrädern auch längere Rennen und Fernfahrten durch, wovon die Aufzeichnungen aus alter Zeit berichten.
Im Tourenbuch von 1895 wird in sauberer Schrift von 36 Clubfahrten mit einer Gesamtleistung von 14.982,100 km geschrieben. Peinlich genau mit Hundertmetern wurden die gefahrenen Strecken notiert. Bei diesen Touren herrschte immer eine fidele Stimmung, wobei der Gaumen oft schon nach einigen Kilometern etwas angefeuchtet wurde und auch die „Lüttjen Lagen" nicht verachtet wurden.
Die ersten Wettfahrten wurden über zehn und zwanzig Kilometer auf der Strecke Hildesheim - Wendhausen (heutige Bundesstraße 6) ausgetragen. Im Meisterschaftsfahren über 50 km auf der Strecke Hildesheim - Braunschweig war Andreas Klapp vor Georg Müller und Paul Blum siegreich und wurde erster Clubmeister im Jahr 1895.
Sehr aktiv waren die Mitglieder des RTC „Merkur" auch im Kunst-, Reigen- und Corsofahren. Bereits von 1905 an wurde auch Radball gespielt. Hier war es die erste Mannschaft Klapp / Reinhardt, die unserem Club zu Siegen verhalf. Zahlreich auch die Erfolge bei auswärtigen Strassenrennen. Die Namen Bastert, Bielenberg, Blum, Eschemann, Hess, Jahns, Klapp, Klewenow, Müller, Reinhardt und Schünemann sind erwähnt. Sie errangen Siege für die gelb-roten Merkur-Farben in Celle, Einbeck, Goslar, Göttingen und Hannover bei Einzel- und Mannschaftsfahrten. Auch das Mannschaftsfahren des damaligen Gaues 17 - Hannover im DRB über 100 km auf der Stecke Hildesheim - Goslar - Hildesheim wurde wiederholt von unseren Clubmitgliedern gewonnen, ebenso die Stafettenfahrt Göttingen - Vechelde. Auch die Sechser-Reigenmannschaft Bastert, Hess, Klapp, Klewenow, Liebing und Reinhardt errang bei Stiftungsfesten in Einbeck, Goslar, Göttingen und Hannover Ehrenpreise.
Erster Weltkrieg
Der erste Weltkrieg ging auch am RTC „Merkur" nicht spurlos vorüber. Nur eine kleine Anzahl von Mitgliedern fand sich nach Kriegsende wieder zusammen. Der am 8. März 1922 in Hildesheim neu gegründete Radsport-Club „Endspurt" unter der Leitung von Fritz Dammann löste sich bereits einen Monat später wieder auf und trat geschlossen dem RTC „Merkur" bei. Am 5. April 1922 wurde im Restaurant „Georgenpark" Andreas Klapp zum ersten Vorsitzenden gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde Fritz Dammann. Hans Oestermann wurde Geschäftsführer. Es waren vier Jahre nach dem Ende des Krieges vergangen als Merkurs Flügel den Renn- und Saalsport wieder aufblühen ließ. Mit einem Gala-Saalsportfest wurde das 30. Stiftungsfest in der Stadthalle mit Kunst- und Reigenfahren und Radballspielen gefeiert.
Neue Kräfte traten auf den Plan. Richard Steinhage, Franz und Ignaz Pollmann, Ewald Hähnel, Julius Michelet und später Heinz und Georg Teuteberg, Günther Simon, Hans und Walter Dobbratz, Willi Hübner, Helmut Goldenbow, Heinrich Rohde und Ernst Risch führten unsere Farben von Sieg zu Sieg. 1924 wurde Walter Dobbratz, 1926 und 1927 Günther Simon Gau-Jugendmeister. Andreas Klapp, der den Club von 1901 bis zu seinem Tode (1927) leitete, brachte den RTC „Merkur" zu voller Blüte. Erinnert werden muss an den „Großen Merkur-Straßenpreis", der sein Werk war und auch in den 50er Jahren noch durchgeführt wurde. Viele Größen des damaligen deutschen Straßenradports waren am Start. 1923 taucht der spätere Steher-Weltmeister Erich Möller (Hannover) als Sieger in der Ergebnisliste auf.
1932 wurde das 40. Stiftungsfest im Saal der Stadthalle mit der Gau-Meisterschaft im 2er- und 3er-Radball zu einer großartigen Veranstaltung. Vorsitzender Friedrich Klapp begrüßte laut Zeitungsbericht im „Hildesheimer Anzeiger" als Ehrengäste u.a. den Oberstaatsanwalt, den Landgerichtspräsidenten, zwei Hauptmänner des Offizierskorps der Polizeischule, einen Schulrat als Vertreter des Regierungspräsidenten, einen Oberturnlehrer, einen Senator als Vertreter des Oberbürgermeisters, einen Bankdirektor sowie Vorstände des Landesverbandes Niedersachsen-Bremen und des Gaues Hannover-Braunschweig im BDR, Vertreter der Presse und befreundeter Vereine. Im Rahmenprogramm gab es Vorführungen im Sechser Kunstreigenfahren, des Einrad-Quartetts aus Braunschweig und Tanzvorführungen von 14 Damen des MTV von 1848 Hildesheim. Stürmischen Beifall erntete auch der 60jährige Hochradkunstfahrer Julius Riehe aus Hannover. Im Entscheidungsspiel des später nicht mehr durchgeführten 3er-Radballs siegte Vorjahrsmeister Panther Braunschweig mit 8:7 nach Verlängerung gegen Albatros-Wanderfalk Hannover.
Im gleichen Jahr errang unser Clubmitglied Willi Klingebiel den Titel des Deutschen Polizeimeisters im Straßenrennen.
In den Folgejahren erlebte Hildesheim große Radsport-Veranstaltungen wie nie zu vor. Das Straßenrennen „Rund um den Steinberg" wurde 1934 mit 318 Fahrern gestartet.
Anfang 1937 wurden vier neue Radballmaschinen angeschafft, denen später weitere folgten. Montags war Training im Saal des Restaurants „Stadt Einbeck" in der Goschenstraße unter sachkundiger Leitung von Wilfried Zingel u.a. mit Harry Köberlein, Martin und Manfred Enzesberger. Die beiden letzteren kamen aus Halle und waren als Radartisten schon mit der Zirkusnummer „Die roten Teufel" bekannt, bevor sie sich unserem Club anschlossen.
Auch die Wanderfahrer waren sehr aktiv. Der Club hatte damals eine gummibereifte neuartige, 50 Liter Essen fassende Gulaschkanone „Original-Senking" angeschafft, die hinter ein Fahrrad gehängt werden konnte. Bei der Fuchsjagd im November 1938 wurde sie erstmals eingesetzt. Im Gasthaus „Heidekrug" gab es durch den Fachwart Friedrich Knörig, der als Koch fungierte, eine schmackhafte Erbsensuppe, die von den 25 Teilnehmern restlos verspeist wurde. Mit der Gulaschkanone zog Knörig mit seinen Jugendfahrern durch die Lande. Sogar bei einer Rheinfahrt war sie dabei.
Das 50. Stiftungsfest im Kriegsjahr 1942 wurde wieder in der Stadthalle mit der Gaumeisterschaft im Hallenradsport gefeiert. Höhepunkt war der Auftritt von Manfred Enzesberger im Einerkunstfahren. Unsere Radball-Mannschaft Wegener / Zingel belegte den achten Platz. Auch der „Große Merkur-Straßenpreis" gehörte zu den Höhepunkte des Jubiläumsjahres. Heinz Ludewig wurde 1942/43 Gebietsmeister und 1943 in Erfurt Deutscher Jugendmeister im Straßenrennen. Einen weiteren Titel eroberte er mit Rudi Theissen, Schumacher und Wagner im Mannschaftsfahren.
Der zweite Weltkrieg
Unzählige Ehrenpreise, Pokale, Urkunden und Schleifen gaben Zeugnis von den großen und zahlreichen Erfolgen unserer Clubkameraden. Die Trophäen, für uns unersetzliche Werte, waren stumme Zeugen einer großen Vergangenheit. Zusammen mit unserem alten Banner aus dem neunzehnten Jahrhundert gingen sie im Inferno des 22. März 1945 - als Hildesheim fast vollständig zerstört wurde - in unserem damaligen Vereinslokal „Rheinischer Hof" unter. Mit ihnen das gesamte Vereinsvermögen, darunter 18 Saalmaschinen.
Aber auch diese schwere Zeit überstand unser Club. Am 1. April 1946 erhielten wir die Mitteilung, dass gegen die Zulassung des Radfahrer-Touren-Club „Merkur" keine Bedenken bestehen. Vorher galten sämtliche Vereine auf Anordnung der Militär-Regierung als aufgelöst. Wir rüsteten wieder für den Sportbetrieb. Aber Radmaterial war in dieser Zeit schwer zu beschaffen. Ende des Jahres waren schon wieder 48 Mitglieder aktiv. Viele ehemalige Vereinsmitglieder waren aber noch in Kriegsgefangenschaft irgendwo in Europa. 19 Clubkameraden waren nach Kriegsende nicht mehr heimgekehrt.
Gerhard Bienwald und der Jugendfahrer Ihno Meyer waren die ersten Fahrer, die schöne Siege und Plätze bei Straßen- und Bahnrennen erringen konnten. Auch Herbert Kuhlke, Ihno Meyer sen., Bernard Möller, Heinrich Thoms und Wilhelm Wegener traten in Erscheinung. Ihno Meyer jun. gelangen bei 37 Starts in Jugendrennen auf der Straße, auf Aschen- und Zementbahnen 16 Siege u.a. bei „Rund um den Elm", beim „Großen Merkur-Straßenpreis", in Bielefeld, Burgdorf, Celle und Wolfsburg. Weitere 15 zweite Plätze deuten seine damalige Überlegenheit an.
Am 27. August 1949 wurde der „Große Merkur-Straßenpreis" in der Hildesheimer Innenstadt vor 15.000 Zuschauern gestartet. Auf der Strecke Zingel - Goslarsche Straße - Orleansstraße - Bismarckplatz - Bismarckstraße - Kaiserstraße - Zingel wurde dieses Rennen mit über 200 Fahrern ein voller Erfolg. Aber nur noch zweimal konnte die Veranstaltung auf diesem Kurs durchgeführt werden. Wegen des zunehmenden Straßenverkehrs wurde das Rennen von der Polizei nicht mehr genehmigt.
1950 wurde auch wieder mit Radball begonnen, allerdings vorerst mit drei Maschinen. In der Turnhalle der Hohnsenschule in der Wiesenstraße erhielten wir eine neue Übungsstätte.
Weitere Straßenrennen wie der „Große WOP-Pfingst-Preis" in Bad Salzdetfurth und „Rund um das Senkingwerk" sind nur einige Veranstaltungen, bei denen Fahrer vom RTC Merkur zu Erfolgen kamen. Manchen Sieg für „Merkur" errangen damals Klaus Dammann, Dietrich Flohr, Ernst-Wilhelm Günther, Paul Matzke und Heinz Witte.
Das 60jährige Bestehen feierten wir 1952 in der Gaststätte „Steuerwald". Dort war auch das Ziel der Bundeswanderfahrt. Das Straßenrennen um den „Großen Merkur-Jubiläumspreis" lief über 170 km quer durch den Harz mit Start und Ziel in Hildesheim. Das erste Radball-Turnier nach dem Krieg fand in der Sporthalle der Gallwitz-Kaserne - auf Betonfußboden - statt. Vor zahlreichen begeisterten Zuschauern erreichte unser Team Wegener / Schreiber in dem internationalen Klassefeld Platz fünf.
Fest der Meister
Mit einem glanzvollen „Fest der Meister" wurde am 7. Dezember 1957 die Sportwoche zur Einweihung der neuen Hildesheimer Sporthalle an der Schützenwiese (heute steht dort die Volksbank-Arena) von den Hallenradsportlern abgeschlossen. Vor voll besetzter Zuschauertribüne mit mehr als 1.000 Besuchern besiegten im Radball-Turnier der deutschen Spitzenklasse die amtierenden Deutschen Meister Möller / Schrader von Dixi Hannover im Endspiel die zweifachen Ex-Meister Drzewicki / Stüber vom Postsportverein Hamburg mit 5:4. Zur Freude der Zuschauer gewann das Merkur-Duo Karl Born / Herbert Kamberger das Turnier der damaligen „B-Klasse" vor den Teams von Dürkopp-Concordia Hannover und Gut-Rast Oker. Unumstrittene Höhepunkte waren die Kunstradfahr-Auftritte der neunfachen Deutschen Meisterin Marita Neues aus Mönchen-Gladbach Neuwerk und des Europameisters Heinz Pfeiffer aus Schwenningen, der in den Folgejahren noch mehrfach den Weltmeistertitel gewann.
Bundespokal der Wanderfahrer
Beim Bundestreffen des BDR 1962 in Kassel gewannen unsere Wanderfahrer zum ersten Mal die Mannschaftswertung und erhielten dafür den wertvollen Bundes-Wanderpokal. In den beiden Folgejahren wurde dieser Erfolg in Heilbronn und in Bamberg wiederholt. Damit ging der Wanderpokal endgültig in unseren Besitz über. Aktivste Wanderfahrer dieser Zeit waren Gerhard Bock, Walter Dobbratz, Adolf (Ale) Evert, Hans Hartmann, Franz-Josef Schulze und Egon Wonschick. Im Jahr 1964 wurde die bis dahin beste Jahresleistung mit 50.001 Kilometern erreicht.
13.08.1963: Start zum Bundestreffen der Wanderfahrer auf dem Hildesheimer Marktplatz, von links: Egon Wonschik, Walter Dobbratz, Vorsitzender Paul Siebe, Gerhard Bock, Ale Evert, Hans Hartmann, Franz-Josef Schulze |
1961 begann der große Aufschwung der Radball-Abteilung. Nach Karl Born / Herbert Kamberger bildete nun Karl Born mit Walter Dobbratz (rechts) die erste Mannschaft. Nach mehreren Turniersiegen gelang diesem Team 1964 erstmals der Aufstieg in die neue Oberliga-Niedersachsen. Schon 1965 wurde bei der Niedersachsen-Meisterschaft Platz zwei belegt und bei der „Norddeutschen" in Hamburg war man als Oberliga-Aufsteiger stolz auf Platz sechs unter elf Teilnehmern.
Am 11. Juli 1965 dann ein herber Rückschlag. Auf der Fahrt zur ersten Teilnahme an der Landesmeisterschaft im 6er-Rasenradball in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover gerieten zwei Hildesheimer Pkw auf der Autobahn unverschuldet in einen schweren Unfall. Die beiden Opel-Fahrzeuge von Wilhelm Wegener und Walter Dobbratz trafen auf der A 7 kurz vor dem Messeabzweig nach Hannover auf Gegenverkehr. Wilhelm Wegener konnte einen Frontalzusammenstoß gerade noch verhindern. Mit abgerissenem Vorderrad landete der neuwertige Kadett im Graben. Wilhelm Wegener und Karl Born blieben unverletzt. Walter Dobbratz konnte mit Beifahrer Jörg Siebe und neun Radballrädern im Gepäckraum nicht mehr ausweichen. Dobbratz wurde mit schweren Kopfverletzungen zunächst nach Hildesheim - später nach Hannover in eine Spezialklinik - eingeliefert. Jörg Siebe verlor einige Zähne. Der Unfallverursacher überlebte den Zusammenstoß nicht. Drei PKW und die Radballmaschinen waren Schrott. Die Meisterschaft musste ohne die Merkur-Mannschaft stattfinden.
Fotos hier (1965)
Karl Born / Walter Dobbratz
Im Folgejahr gelang dem RTC „Merkur" dann der Titelgewinn bei der Rasenradball-Landesmeisterschaft in Dinklar und damit die Teilnahmeberechtigung bei der DM in Schwäbisch Gmünd. Dort mussten die im Rasenradball noch unerfahrenen Hildesheimer Karl Born, Walter Dobbratz, Herbert Kamberger, Heinrich und Klaus Meyer, Jörg Siebe und Wilhelm Wegener Lehrgeld bezahlen. Mit 2:14 Punkten landeten sie auf Platz neun.
Beim Radballnachwuchs ging es steil aufwärts. Bei der ersten DM-Teilnahme des RTC „Merkur" belegten 1966 Jörg Siebe / Heinrich Meyer in der Jugendklasse Platz sechs. 1967 - im Jahr des 75jährigen Bestehens - brachten Jörg Siebe und Aloysius Wedekin ihrem Club von der DM ein besonderes Geburtstagsgeschenk mit. In Böblingen wurden sie Jugend-Radball-Meister. Schon vorher hatten sie als Bezirksmeister mit 121:0 Toren in 12 Spielen geglänzt und die Titel als Niedersachsen- und Norddeutscher Meister errungen. Gut eingestellt waren sie mit Trainer Walter Dobbratz und Betreuerin Helga Dobbratz zur DM-Vorbereitung quer durch die Bundesrepublik gereist und hatten bei zahlreichen Jugendturnieren ihre späteren Meisterschafts-Gegner kennengelernt.
Aloysius Wedekin - Walter Dobbratz - Jörg Siebe |
Die Feier zum „Dreivierteljahrhundert RTC Merkur" wurde am 14. Oktober im „Sternhaus" im Hildesheimer Stadtteil Neuhof mit Teilnahme von zahlreichen Ehrengästen und Honorationen gefeiert. Veranstaltungshöhepunkte im Jubiläumsjahr war die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft im 6er-Rasenradball und die internationale Radsternfahrt nach Hildesheim mit Gästen u. a. aus Italien.
Acht Fahrer des RTC Merkur haben 1967 nach dem Neuaufbau der Rennsportabteilung erstmals wieder an der Bezirksmeisterschaft teilgenommen. Nach dem Austritt von 18 Clubmitgliedern und aktiven Rennfahrern, die 1964 einen neuen Verein in Hildesheim (RSC) gegründet hatten, ein erster Neuanfang. Klaus Dammann war erster Rückkehrer. Dietrich (Dieter) Flohr hatte den Fachwart-Posten übernommen.
1968 waren Walter Dobbratz / Herbert Kamberger, Karl Born / Dieter Papp und die aus der Jugendklasse aufgerückten Jörg Siebe / Aloysisus Wedekin die Herren-Radball-Mannschaften, die dem RTC „Merkur" viele Siege und landesweite Anerkennung brachten. Aber auch die Nachwuchsarbeit durch die gute Betreuung und hervorragende Trainingsarbeit von Karl Born und Walter Dobbratz trug Früchte. Bei der vom RTC „Merkur" ausgerichteten Niedersachsen-Meisterschaft gewannen Robert Klar und Jochen Witteck erstmals den Titel in der Schülerklasse im 2er-Radball. Dieser Erfolg wurde 1969 von Harald Klar und Jochen Witteck wiederholt.
1971 hat der im Jahr 1964 in Hildesheim neu gegründete Radsport-Club (RSC) nach dem ersten Versuch 1966 zum zweiten Mal die Fusion mit uns angestrebt. Bedingung: ein neuer Vereinsname. Das Votum der Mitgliederversammlung des RTC „Merkur" war aber einstimmig. Rückkehr der RSC-Mitglieder ja, aber kein neuer Name: „wir bleiben der Radfahrer-Touren-Club Merkur". Damit waren weitere Fusionsverhandlungen hinfällig.
1972 erneut ein deutscher Meistertitel im Jugendradball. Robert Klar / Jürgen Nowak siegten in Offenbach. Auf der Radrennbahn des VfV richteten wir zum ersten Mal ein Derny-Rennen in Hildesheim aus. Der „Große Pepsi-Cola-Preis" wurde für uns ein voller Erfolg.
1973 war der RTC „Merkur" der erfolgreichste Radball-Verein in Niedersachsen. Landesmeister wurden Walter Dobbratz / Jörg Siebe bei den Herren vor Robert Klar / Aloysius Wedekin. In der Jugendklasse gab es ebenfalls einen Doppelsieg: Jochen Herrmann / Jürgen Nowak gewannen vor Harald Klar / Jochen Witteck. Erstaunte Gesichter gab es beim Schüler B Radball-Punktspieltag in Hannover. Mit Dagmar Herrmann trat zum ersten Mal ein Mädchen im Radball an. Mit Detlev Karger schaffte sie 7:1 Punkte.
Im August des gleichen Jahres hat unser Vorsitzender Paul Siebe bei einem Flohmarkt in Bad Salzdetfurth ein altes Original-Hochrad für 550 DM ersteigert. Nach umfangreicher Instandsetzung steht es noch heute fahrbereit bei Präsentationen unseres Clubs zur Verfügung.
Andreas Born auf dem Hochrad beim Hildesheimer Schützenfestumzug im Jahr 1983
Am Ostermontag 1974 fand in der Hildesheimer Innenstadt wieder ein großes Radrennen statt. Zusammen mit der Werbegemeinschaft City-Center und Unterstützung der Stadt Hildesheim richtete die dafür gegründete Arbeitsgemeinschaft „RTC-Merkur/Radsportabteilung-VfV" den 1. Internationalen Radländerkampf vor tausenden von Zuschauern aus.
In der Hauptversammlung am 3. Februar 1975 legte Paul Siebe nach 18 Jahren den Posten des ersten Vorsitzenden nieder. Sein Nachfolger wurde Karl Born. Paul Siebe wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Gründung der Radpolo-Abteilung
1975 begann der RTC „Merkur" mit dem Radpolo-Training. Dagmar Herrmann, die bereits im Radball den Umgang mit der Spezialmaschine gelernt hatte, Monika Baxmann, die Freundin eines Radballers und Helga Dobbratz waren die ersten Spielerinnen, die diese Abteilung aus der Taufe hoben und damit unserem Club später zu tollen Erfolgen verhalfen. Im Januar 1976 wurde Monika Baxmann in der Jahreshauptversammlung zur Leiterin der neu gegründeten Radpolo-Abteilung gewählt.
Gesponsert von Hans-Günter Stübe richteten wir 1975 mit Genehmigung des Bundes Deutscher Radfahrer in der Hildesheimer Sporthalle den „Deutschland-Pokal" im Radball der Schülerklasse B aus. Das war die erste inoffizielle Deutsche Meisterschaft der jüngsten Radball-Schüler. Mit dem Sieg der Brüder Bernd und Markus Stübe begann deren erfolgreiche Laufbahn.
Das Radrennen „1. Internationale City-Nacht von Hildesheim" am 20. August 1976 wurde für uns dank allseits bestätigter guter Organisation und Teilnahme international bekannter Radamateure ein riesiger Erfolg. Mehr als 20.000 Zuschauer feierten in der Hildesheimer Innenstadt begeistert die Fahrer.
wird fortgesetzt und ergänzt . . . . .
(u.a. mit dem ersten Deutschen Meistertitel im Radpolo durch Andrea Dannenberg (heute: Piwecki) und Dagmar Herrmann (heute: Kalies) und der Siegesserie und Titelsammlung von Martine Born und Karin Schary (heute: Krause / Schmalbruch)
Die stattliche Gruppe der Wanderfahrer im Jahr 1991
100 Jahre RTC "Merkur" Hildesheim
1992 haben wir unseres 100jähriges Bestehen mit folgendem Programm gefeiert:
1. Bundeshauptversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer vom 26. - 28. März
2. Schlussetappe der 16. Int. Niedersachsen-Rundfahrt der Radamateure am 20. April
3. Start der 7. Radwanderfahrt "Quer durch Niedersachsen" am 9. Juni
4. Festveranstaltung am 5. Juli - dem Gründungstag unseres Clubs - im Rathaus
5. Bundes-Ehren-Gilde-Radwanderfahrt vom 18. - 24. Juli
6. 39. Jahreskongress der Bundes-Ehren-Gilde im BDR am 24. Juli
7. Jubiläumsfest 100 Jahre RTC "Merkur" von 1892 e.V. am 25. Juli
8. Bundestreffen der Wanderfahrer am 25. Juli
9. Internationales Radrennen "City-Nacht von Hildesheim" am 11. September
10. Internationales Radball-Turnier am 31. Oktober
11. Radpolo Bundes-Pokal-Finale am 21. November
Mehr als drei Jahre lang hat ein extra eingerichteter Organisationsausschuss mit elf Clubmitgliedern in unzähligen Zusammenkünften die zahlreichen Veranstaltungen geplant und organisiert. Begonnen hat es mit der Idee von Hans Hartmann, Heinrich Thoms und Wilhelm Wegener zu unserem Fest ein neues Banner anzuschaffen. Mit vielen Ideen, Wettbewerben und Maßnahmen wurden Beiträge und Spenden gesammelt um das 8.000 DM teure handgestickte Banner zu finanzieren.
Nach drei Tagen Bundeshauptversammlung mit Präsidiumssitzung, "Rustikalen-Einbecker-Brauherrn-Abend" und Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen im "Veranstaltungszentrum Berghölzchen" war die Festveranstaltung am Gründungstag 5. Juli im Hildesheimer Rathaus erster Höhepunkt mit der Festansprache des Oberbürgermeisters Kurt Machens.
Gefeiert wurde am 24. Juli mit einem großen Festabend. Nach Begrüßung und Festrede durch unseren Vorsitzenden Wilhelm Wegener, zahlreichen Gratulanten aus Politik, Wirtschaft, Radsportverbänden und befreundeten Vereinen spielte die Tequila Sunrise Dancing Band zum Tanz im vollbesetzten Saal des "Berghölzchens" auf. Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt des Humoristen Jan Willem, der mit seiner Show "Spaß mit Humor" als norddeutscher Bauer mit Holzpantoffeln, Spazierstock und Zigarre die Besucher 45 Minuten lang zum Lachen brachte.
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Erstes Alt-Herren-Radball-Turnier des RTC "Merkur" Hildesheim
Sieben Mannschaften haben am ersten Hildesheimer-AH-Radball-Turnier am 15. Oktober 1994 teilgenommen, darunter unsere Vereinsmitglieder Robert Klar, Walter Dobbratz, Helmut Busch, Aloysius Wedekin und Werner Scholz die auch in dieser Reihenfolge mit zugelosten Partnern die ersten Plätze unter sich ausgemacht haben. Als Spielleiter waren Karl Born und Hans-Peter Piwecki im Einsatz. Die Siegerehrung fand durch unseren Ehrenvorsitzenden Wilhelm Wegener und dem Vorsitzenden Manfred Schwenker im "Hildesheimer Brauhaus" statt. Turniersieger sind Robert Klar / Karl-Heinz Ahrens (Harlingerode) vor Walter Dobbratz / Reinhard Ksink (Fürstenwalde) geworden.
Teilnehmer des ersten Hildesheimer AH-Radball-Turniers
Das Turnier ist im Jahr 2013 zum 20. und vorerst letzten Mal ausgerichtet worden. Mit durchschnittlich neun bis zwölf Mannschaften war es mehrere Jahren lang eines der bestbesuchten deutschen AH-Radball-Turniere.
. . . . wird ergänzt
Im Jahr 2001 beendet die Radpolo-Mannschaft Martine Krause / Karin Schmalbruch nach dem elften Titelgewinn bei Deutschen Meisterschaften ihre aktive Laufbahn. Den freien Platz in der 1. Bundesliga übernahmen Sandra Herrschaft und Manuela Pape. In der zweiten Bundesliga spielten Gabi Dubbert und Steffi Betz.
Karin Schmalbruch und Martine Krause 2001 in Moers |
Am 1. Juli 2012 wurde unserem ältesten Club- und Ehrenmitglied Heinz Thoms eine
besondere Ehre zu Teil. Der RTC Merkur Hildesheim bedankte sich bei Heinz Thoms
für 75 Jahre Mitgliedschaft im Verein und im Bund Deutscher Radfahrer.
Gleichzeitig wurde Heinz für 40 Jahre Mitgliedschaft in der Bundes-Ehren-Gilde geehrt.
Heinz Thoms ist am 07. Februar 2014 im Alter von 92 Jahren verstorben.
Am 23. Juli 2014 ist mit Karl Born ein weiteres Ehrenmitglied unseres Clubs nach schwerer Krankheit
im Alter von 81 Jahren verstorben.
wird fortgesetzt . . .
Schlusswort
Vorstehende Vereinschronik des Radfahrer-Touren-Club "Merkur" von 1892 wurde nach Unterlagen von Hans Oestermann und Wilhelm Wegener zusammengestellt und von mir ergänzt. Diese Chronik soll vornehmlich die Geschichte seiner Mitglieder sein. Sie alle zu nennen, den Grad ihres persönlichen Arrangements oder ihres sportlichen Erfolges zu würdigen, ist in diesem Rahmen nicht immer möglich. Auch wird sich der eine oder andere Leser, auf Grund seiner eigenen Erinnerungen, abweichend vom vorliegenden Bericht ein anderes Bild machen oder andere Schwerpunkte wünschen. Aber aus der Fülle des gesammelten Materials kann nur eine Auswahl wiedergegeben werden. Ob dabei immer richtig gewertet oder ausgewählt worden ist, unterliegt immer der individuellen Betrachtungsweise jedes Einzelnen.
Mein Dank gilt allen die mitgewirkt haben, das Archivmaterial, die Fotos, Protokolle, Zeitungsartikel und ähnliches zusammengetragen, persönliche Erinnerungen an Vereinsereignisse weitergegeben haben und somit an der Entstehung der vorstehenden Chronik beteiligt sind.
Walter Dobbratz